Pionierzeit

Der 1. Weltkrieg und die schwierigen Jahre danach...

Durch zielstrebige und fleißige Probenarbeit konnte der neue Kapellmeister schnell allgemeine Anerkennung ernten.


Im Verlauf des 1. Weltkrieges schmolz die Kapelle arg zusammen. Alle Musiker, auch der Kapellmeister Jakob Ortner, wurden zum kaiserlichen Heer einberufen. Die musikalische Tätigkeit im Ort kam völlig zum Erliegen. Die Burgkirchner vermissten die Musikumrahmungen, insbesonders bei den kirchlichen Festen, sehr.


Nach Kriegsende, 1918, sammelte Jakob Ortner unverzüglich wieder seine Freunde um sich – der Neubeginn war geschafft. Burgkirchen hatte wieder eine Musikkapelle. An eine Förderung durch öffentliche Mittel war in dieser Notzeit natürlich nicht zu denken – vielmehr erbrachten die Musiker beträchtliche Eigenleistungen, aber auch großzügige Förderer unterstützten die Kapelle. Die Proben fanden ausschließlich im Haus des Kapellmeisters statt.


Zu dieser Zeit gab es in Mauerkirchen keine eigene Blaskapelle, sodaß einige Mauerkirchner Musiker beim Burgkirchner Verein eintraten. Über zwei Jahrzehnte wurden alle Mauerkirchner Festtage von der Burgkirchner Musik umrahmt.


Nachdem die Bevölkerung die Wirren des Krieges, die Politik- und Währungsreform verdaut hatte, setzte sich schnell die Innviertler Mentalität wieder durch: Hochzeiten, Bälle, festliche Empfänge wurden gefeiert – die Musiker um Jakob Ortner waren in unserer Region, aber auch im benachbarten Bayern, gefragte Männer.


Im Jahre 1930 feierte die Musikkapelle Burgkirchen ihr 30-jähriges Bestandsjubiläum.


Kapellmeister Jakob Ortner, für die jungen Musiker ein geduldiger Pädagoge, für die Kapelle ein umsichtiger und strenger Leiter, legte aufgrund der politischen Vorgänge 1938 sein Kapellmeisteramt nieder. Jener Mann, der 38 Jahre für unsere Musik in Burgkirchen gearbeitet hatte, starb am 03.07.1953 im Alter von 82 Jahren.


Gemeinsam mit Jakob Ortner verließen auch andere Musiker aufgrund der Machtübernahme des NS-Regimes die Kapelle. Eine kleine Gruppe spielte noch bei Begräbnissen, bis alle wieder in den Kriegsdienst abberufen wurden.


Nach dem Ende dieses unseligen Krieges war es der junge Sepp Penias, der die früheren Musiker zu einem neuen Anfang aufrief. Trotzdem, dass weder genug Instrumente und Noten noch Geld zur Verfügung standen, spielte in Burgkirchen bald wieder die Blasmusik.


Alois Wimmer, „Heitzinger“ in Geretsdorf, ein bei der Militärmusik bestens ausgebildeter Trompeter, übernahm 1948 die Kapellmeisterstelle der Musikkapelle Burgkirchen.


Sein Haus war zugleich Musikschule für die Jungmusiker, denen er eine anstrengende Lehr zukommen ließ, als auch Probelokal für die aktiven Mitglieder. Anlässlich einer Mauerkirchner Gewerbeausstellung wurde auch ein großes Musikerfest veranstaltet, bei dem Kapellmeister Alois Wimmer mit den Musikkapellen Burgkirchen und Mauerkirchen gemeinsam auftrat. Sicher ein einmaliges großes Erlebnis. Im Jahre 1954 haben sich die beiden benachbarten Musikkapellen unter der Leitung von Alois Wimmer sogar zusammengeschlossen. Die Fusion bewährte sich jedoch nicht. Jeder Verein suchte wieder nach Eigenständigkeit und Zugehörigkeit zum Heimatort.


Kapellmeister Alois Wimmer formte ob seiner intensiven und strengen Führungsarbeit seine Musiker zu einem ausgezeichneten Klangkörper. Viele Einladungen zu Festlichkeiten im Bezirk, im Bundesland Salzburg, aber auch im Bayerischen gaben Zeugnis von allgemeiner Wertschätzung.


Im Jahre 1962 legte Kapellmeister Wimmer sein Amt nieder und der Verein hatte eine schwere Krisenezeit vor sich.

Aufgrund intensiver Bemühungen des damaligen Bürgermeisters, ÖR. Alois Hofstätter, ein Freund und Gönner unseres Vereines, und des damaligen Pfarrers, HH. Johann Hofbauer, wurde 1963 die Musikkapelle Burgkirchen wieder aufgerichtet – als Kapellmeister konnte der Tischlermeister Josef Penias und als Obmann für organisatorische Belange der Gemeindebedienstete Martin Rögl-Perschl gewonnen werden.


Die ersten Jahre waren sehr schwer für die Burgkirchner Musiker – es fehlte an allem. Aber mit vereinten Kräften konnte Abhilfe geschaffen werden. Obmann Martin Rögl-Perschl motivierte viele Freunde und Gönner zu beträchtlichen Geldspenden zum Ankauf von Instrumenten und Noten.


Kapellmeister Penias sorgte durch positive Einstellung und viel Engagement für Harmonie in Musik und Gemeinschaft und Paul Kobler leistete ebenfalls einen wesentlichen Teil in dieser Zeit. Er fungierte als der Musiklehrer und sorgte damit für Zuwachs und Verjüngung in der Kapelle.

Im Jahre 1964 wurde bereits eine erste große Investition geplant – eine einheitliche Tracht. Durch eine Haussammlung konnte die nötige finanzielle Basis geschaffen werden.


In den folgenden Jahren wurden immer wieder junge Burgkirchner für die Blasmusik ausgebildet und in den Reihen der Musikkapelle eingegliedert. Besonders erwähnt sollen neben Paul Kobler noch Georg Rögl als Klarinetten-Lehrer, Andreas Mauch, der unsere Schlagzeuger ausbildete und ganz besonders Prof. Fritz Kramer aus Salzburg, der in den Jahren 1965-1967 regelmäßig nach Burgkirchen kam und Musikschüler für unsere Kapelle ausbildete.


So erfreulich der stete Zuwachs von jungen Musikern war – er brachte auch Probleme – finanzielle Probleme. Das Geld zum Ankauf von weiteren Instrumenten, Noten und Trachten war bei weitem nicht zur Verfügung. Trotzdem Martin Rögl sämtliche private Geldquellen erschloß, von der öffenlichen Hand Zuschüsse gewährt wurden und die Vereinskasse völlig entleert wurde, musste zur Bewältigung dieser Investitionen ein Darlehen aufgenommen werden, für das, sicherlich ein Zeichen besonderer Bindung zum Verein, vom Obmann und weiteren Funktionären, persönliche Bürgschaften geleistet wurden.


Kapellmeister Josef Penias musste 1972 aus gesundheitlichen Gründen sein Amt niederlegen. Er hat durch viel persönlichen Einsatz und Gemeinschaftssinn die Burgkirchner Musik in einer schwierigen Zeit übernommen und zu musikalischen Ehren geführt. Als Nachfolger wurde der junge Richard Ortner gewählt.


Als Proberaum diente anfangs das Nebenzimmer, später die Gaststube des Gasthauses Schabetsberger (heutiges Gh. Mauch). Als die Gemeinde Burgkirchen den Neubau des Bauhofes plante, konnte auch erreicht werden, sowohl Bürgermeister Hofstätter, als auch der gesamte Gemeinderat waren uns immer sehr gut gesonnen, dass für die Musikkapelle ein eigener Proberaum vorgesehen wurde. Dieses neue Zuhause konnte 1973 von uns bezogen werden. Wir fühlten uns dort von Anfang an sehr wohl.


In den Jahren 1973 und 1974 wurden wieder wesentliche Akzente in der Nachwuchsförderung gesetzt. Über kräftige Werbung des Obmannes Martin Rögl wurden 15 Burgkirchner Kinder als Musikschüler gewonnen – Musiklehrer waren wieder Paul Kobler und Karl Wimmer, der neben Richard Ortner auch als Kapellmeisterstellvertreter und Stabführer fungierte.


Dieser erfreuliche Zuwachs erforderte natürlich wieder eine Großinvestition für Instrumente. Durch großzügige private Spenden und ein Bankdarlehen, für das die Gemeinde Burgkirchen bürgte, konnte der Obmann die Geldbeträge aufbringen. Diese Schulden wurden durch die Einnahmen aus Ball, Konzert und Neujahrsanblasen wieder zurückgezahlt.


Durch die kräftige Aufstockung durch die jungen Musiker, war es für den Stabführer eine Freude, diese Kapelle zu führen – auch die musikalische Qualität wurde vom aktiven Kapellmeister Richard Ortner noch laufend gehoben.

Als nächster großer Aufgabenbereich für Martin Rögl müssen die Aktivitäten anlässlich des 100-jährigen Bestandjubiläums 1979 bezeichnet werden. Es sollte würdig mit einem großen Musikfest begangen werden – natürlich in neuer Tracht. Die benötigten Mittel wurden durch eine Haussammlung, die Obmann Rögl gemeinsam mit Mitgliedern des Vereines und des Gemeinderates durchführte, aufgebracht.


Vom Schneidermeister Gasteiger in Ranshofen wurden die feschen Trachten gearbeitet und anlässlich des 100-jährigen Gründungsfestes der Bevölkerung, die durch großzügige Spenden dieses Vorhaben erst möglich machte, vorgestellt.


Mit der Jahreshauptversammlung des Jahres 1981 legte der bewährte Obmann Martin Rögl-Perschl sein Amt in jüngere Hände – als Nachfolger wurde Ferdinand Frauscher, Tauflinger in Albrechtsberg, gewählt. Als erste Aktion des jungen Obmannes wurde an Martin Rögl die Ehren-Obmannwürde verliehen.

Martin Rögl ist natürlich auch jetzt noch für seine Musikkapelle tätig – die im Jahre 1965 von ihm mit dem damaligen Gemeindesekretär Rudolf Ortner erarbeitete Musikchronik wird noch immer liebevoll betreut.